Die Eiskönigin - Völlig unverfroren (2024)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Herzerwärmende Eiszeit

Die Temperaturen fallen langsam ab, Weihnachtsbuden bestimmen das Bild der Innenstädte, und allerlei Gebäck-Leckereien überschwemmen die Supermärkte. Mittlerweile lässt es sich nicht mehr leugnen. Die winterliche Jahreszeit steht vor der Tür und schlägt uns, ob wir es wollen oder nicht, zunehmend in ihren Bann. Auch das Kino bleibt von diesem Stimmungswandel nicht verschont und konzentriert sich mehr und mehr auf das einträgliche Weihnachtsgeschäft. Pünktlich zum ersten Advent schicken die Disney Studios ihr neues Animationsabenteuer Die Eiskönigin – Völlig unverfroren ins Rennen um die Gunst des Publikums und dürften damit nicht allzu schlecht fahren, hat es doch alles zu bieten, was man von einem solchen Film erwarten darf: einige schwungvolle Gesangseinlagen, gelungene Animationen und liebevoll gezeichnete Figuren.

Königstochter Elsa verfügt seit ihrer Geburt über magische Kräfte und kann allein durch Berührung Gegenstände gefrieren lassen. Als sie mit ihrer Gabe beim Spielen versehentlich ihre kleine Schwester Anna verletzt, muss Elsa sich auf Geheiß ihrer Eltern für lange Zeit in ihr Zimmer zurückziehen. Um das Mädchen von der Außenwelt abzuschotten, werden sogar die Tore des Palastes geschlossen. Jahre später kommt das Königspaar bei einem tragischen Unglück ums Leben, was die Situation grundlegend verändert. Denn nun muss Elsa den Thron besteigen und das Schloss anlässlich der Krönungsfeier für einen Tag öffnen. Anna ist hocherfreut. Immerhin kann sie nun endlich ihre Schwester wiedersehen und vielleicht sogar nach einem passenden Mann Ausschau halten.

Wie der Zufall es will, begegnet sie dem jungen Adligen Hans und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Da auch er für die Prinzessin entbrennt, wollen sie Elsa um ihren Heiratssegen bitten. Die frisch gekrönte Königin ist allerdings erzürnt über Annas Naivität und setzt ungewollt ihre magischen Kräfte frei. Mit fatalen Folgen, denn sie verwandelt Königreich Arendelle in eine ewige Schneelandschaft. Da ihr Geheimnis nun gelüftet ist, ergreift Elsa panisch die Flucht und lässt ihr aufgebrachtes Volk zurück. Während die eisige Kälte die Stimmung zunehmend anheizt, beschließt Anna, ihre Schwester zu suchen, um ihr Land vom Frostzauber zu befreien. Ein Unterfangen, bei dem sie schon bald vom Eishändler Kristoff, seinem Rentier Sven und dem liebenswerten Schneemann Olaf unterstützt wird.

Auch wenn der Animationsfilm lose auf Motiven aus Hans Christian Andersens klassischem Kunstmärchen Die Schneekönigin basiert, präsentiert er sich vor allem als moderne, flott inszenierte Abenteuergeschichte mit deutlichen Musical-Anleihen. Wie in vielen früheren Disney-Produktionen sorgen mitreißende Gesangseinlagen nicht nur für ausreichend Tempo. Sie untermalen zugleich sehr anschaulich das Befinden der Figuren und erfüllen damit eine erzählerische Funktion. Einen ähnlichen Wiedererkennungswert hat auch der thematische Unterbau, handelt Die Eiskönigin – Völlig unverfroren doch einmal mehr von der im Animationsfilm oft beschworenen Kraft der wahren Liebe, von Freundschaft und Vertrauen.

Erstaunlich nuanciert präsentiert sich das neue Animationswerk aus der Disney-Schmiede in der Ausgestaltung der grundlegenden Konfliktsituation. Anders als üblich, haben wir es hier nicht mit einem oberflächlichen und klar umrissenen Antagonisten zu tun. Vielmehr entzieht sich der Film ganz bewusst einer schematischen Schwarz-Weiß-Einteilung. Königin Elsa ist vor allem eine tragische Figur, die eigentlich niemandem Schaden zufügen möchte, ihre magischen Kräfte jedoch nicht kontrollieren kann. Im Grunde ist ihr Fluchtimpuls nach der Aufdeckung ihrer Gabe bei der Krönungsfeier nachvollziehbar, da sie auf diese Weise hofft, die Menschen nicht mehr in Gefahr zu bringen. Im letzten Drittel hält Die Eiskönigin – Völlig unverfroren schließlich eine überraschende Wendung bereit, die eine ernsthafte Bedrohung aus einer ganz anderen Richtung erkennen lässt.

Was den Film letztlich absolut sehenswert macht, sind seine lebendigen und ausgereiften Figuren. So schwingt sich Anna, die zwar auf der Suche nach dem Mann fürs Leben ist, aber nicht zögert, ihr Königreich zu retten, recht schnell zu einer durchsetzungsfähigen und eigenwilligen Heldin auf. Amüsant und originell ist auch die Beziehung zwischen dem nur vordergründig schroffen Eisverkäufer Kristoff und seinem treuergebenen Rentier Sven, die sich ohne Worte verständigen können. Zum heimlichen Star der Geschichte avanciert jedoch Schneemann Olaf, der davon träumt, einmal den Sommer erleben zu dürfen, und für Anna zu einem unverzichtbaren Begleiter wird. Dank seines unverstellten Wesens und seiner liebenswerten Tollpatschigkeit dürften ihm die Herzen der Zuschauer regelrecht zufliegen. Zum Gelingen der Figur trägt in der deutschen Synchronisation im Übrigen Multitalent Hape Kerkeling bei, der den quirligen Schneemann durch eine facettenreiche Sprecherleistung mit ungeahnter Tiefe und Emotion ausstatten kann. Abgerundet wird der positive Gesamteindruck durch die technisch aufwendig gestaltete Story-Welt, die mit ihren Fjorden, Wäldern und Bergen ganz bewusst an das norwegische Landschaftsbild angelehnt ist.

Kurzum: Die Eiskönigin – Völlig unverfroren bietet herzerwärmende, rasante und gewitzte Kinounterhaltung für Jung und Alt, die das Publikum perfekt auf die kalte Jahreszeit einstimmt.

Die Temperaturen fallen langsam ab, Weihnachtsbuden bestimmen das Bild der Innenstädte, und allerlei Gebäck-Leckereien überschwemmen die Supermärkte. Mittlerweile lässt es sich nicht mehr leugnen. Die winterliche Jahreszeit steht vor der Tür und schlägt uns, ob wir es wollen oder nicht, zunehmend in ihren Bann. Auch das Kino bleibt von diesem Stimmungswandel nicht verschont und konzentriert sich mehr und mehr auf das einträgliche Weihnachtsgeschäft.

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren (2024)
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